Antworten: 24
  14-12-2007 11:33  vidoursprung
Labmagenverlagerung
Wir haben bei unseren Kühen (HF, 50Stck. 9000lt) noch nie eine Labmagenverlagerung gehabt, Gott sei dank!
Allerdings hört man immer öfter davon, kann nur Glück od. Zufall sein.

  14-12-2007 12:11  kraftwerk81
Labmagenverlagerung
Heuer im August hatten wir sowas. Is leider nicht gut ausgegangen und wie üblich wenn was passiert dann bei einer der Besseren. Beim 1. Mal haben wir mit dem TA gemeinsam die Kuh auf den Rücken gelegt und solange herumgeschwenkt und massiert bis sich der Labmagen wieder zurückverlagert hat, da waren wir alle sehr erleichter und alles hat wieder gepasst.
3 Wo. später haben wir sie dann aber tod und komplett aufgebläht auf der Weide gefunden. Am Abend beim Melken war noch nichts zu bemerken und in der Früh wars schon vorbei. Der TA meinte daraufhin das sich der Labmagen ein 2. mal verlagert hat. Hätte man das vorher gewusst hätte er mit einer OP die Bänder die den Labmagen halten straffen können, allerdings ist so eine OP auch nichts 100%-iges und mit einigen Risken verbunden. Ob links oder rechts weiss ich nicht.

Wir haben zwar in dem Jahr als die Kuh auf die Welt kam ein bisserl mit der Kälberfütterung experimentiert. Milch abgesetzt mit 3-4 Wo. und sehr früh mit Kraftfutter und Heu gestartet damit der Labmagen möglichst klein bleibt (theoretisch). Ob das allerdings ein Grund für das jetzt is?? War eine ausgewachsene, schöne HF Kuh beim 3. Kalb, die vorher nie Probleme gemacht hat.

  14-12-2007 13:38  kraftwerk81
Labmagenverlagerung
Ich hoff es bleibt bei dem einen Mal. Wenig Struktur in der Ration war sicher auch der Fall; Kurzrasenweide mit hohem Kleeanteil.

  14-12-2007 15:40  cowkeeper
Labmagenverlagerung
@vidoursprung
Zur Labmagenverlagerung (kurz LMV): Wenn du bei dieser Herde wirklich noch nie eine hattest, gratuliere ich dir hiermit offiziell sehr herzlich. Tatsache ist aber leider, dass sehr viele LMV`s unerkannt bleiben, bzw. falsch diagnostiziert werden.

So gibts bei uns zB eine Tierarztgemeinschaft (3TA`s) die 5 Gemeinden betreuen, in einem der Rinder- und Milchreichsten Gebiete Österreichs, von denen kein einziger eine LMV diagnostizieren geschweige denn behandeln-operieren kann.
Kein Scherz.
Diagnosen lauteten (bis zum Tierarzt-wechsel) immer "die hot an Stoffwechsler", "da is die Leber hin", etc. was natürlich alles stimmte, jedoch nichts daran änderte dass die Kuh nach mehrwöchigem dahinsiechen irgendwann verendete.

lg cowkeeper


p.S.: @vidoursprung: endlich wieder mal einer im Forum der eine gute Fachliche Meinung vertritt (auch in anderen Diskussionen). Musst ich einfach mal loswerden.




  14-12-2007 16:46  aha
Labmagenverlagerung
Wenn man alles richtig macht, lässt sich die Häufigkeit von LMV's stark reduzieren.

Kuhmechaniker hat das gut beschrieben. Dazu hilft noch zusätzlich das Erstkalbealter konsequent unter 25 Monaten zu halten, und versuchen, die Kuh nach der Abkalbung sofort in den gewohnten Bereich zu bringen, damit sie sich den Bauch vollschlägt. Um das gewährleisten zu können, muß schon vor der Abkalbung alles in die richtigen Bahnen geleitet werden, damit sie FIT bleibt.

Ich hab so hundert Geburten im Jahr (Holstein), und so alle fünf Jahre eine LMV. Die Schuld liegt aber meist bei mir selbst, weil ich die Signale übersehen habe. :-(

  14-12-2007 18:38  Fadinger
Labmagenverlagerung
Hallo!

Ich hätte da an die anwesenden Veterinärmediziner eine Frage. Gibt es für die LMV spezifische Symptome? Das eine Kuh mal nicht oder schlecht frißt, weil es sie ein "bissl zwickt", kommt ja manchmal vor. Meist hat sich das aber mit ein paar Stunden von selber erledigt. Mit einer richtigen Labmagenverlagerung hatte ich zum Glück noch nichts zu tun.
Weiters würde mich interessieren ob es Studien über den Zusammenhang zwischen LMV und der Kälberfütterung (zB. der Sauger lässt zu viel Milch oder die Milch zu leicht raus oder "Blindsaugen" - Luft saugen, wenn der Nuckel immer zur Verfügung steht) gibt.
Danke!

Gruß F

  14-12-2007 19:13  cowkeeper
Labmagenverlagerung
Ich glaub das wird mal ne interessante Diskussion

@Kuhmechaniker
Nur so nebenbei, auch ich kann jetzt Rechte u. Linke LMV`s diagnostizieren(Nur Stethoskop nötig).
Warums die Tierärzte (ich will nicht verallgemeinern, gemeint sind nur die 3 mir bekannten.) nicht können, kann ich nicht erklären, aber es steht außer Frage.
Wahrscheinlich kommts einfach daher, dass die Tierärzte nach ihrer Studienzeit nicht mehr gefordert wurden, die Meinung herrscht dass LMV´s bei Fleckvieh(vorherrschende Rasse) nicht vorkommen (oder es wirtschaftlicher ist, die Kuh geht zum Schlachter).
Und bei vielen Ta`s einfach der Alltagstrott viel gelerntes vergessen lässt.

Um Missverständnissen Vorzubeugen, ich arbeite nicht gegen TA`s. Ich benötige nur als professioneller Bauer professionelle Partner, und die gibt es auch. Hier ein Kompliment an den Mechaniker, er ist anscheinend (ich kenn ihn nicht pers.) einer derer, die sich auch engagiert, weiterbildet, und uns Bauern auch wirklich weiterhilft.

Zur LMV

Meine Erfahrung hat gezeigt, dass die zwei Haupfaktoren für LMV sind:

1)Ketose: Energieunterversorgung am Laktationsanfang, dadurch Fetteinschmelzung, weniger Futteraufnahme, noch schlechtere Energieversorgung, usw.
2)Fundamentprobleme: zu wenig fressen --> punkt 1
3)Extreme Rohfaserunterversorgung: Gefährlich oft auch beim 5.Schnitt, der recht kurz siliert wird und keine Strukturwirksame Rohfaser hat.





  14-12-2007 21:35  helmar
Labmagenverlagerung
Also irgendwie läßt mich die Vermutung an Anfang dieses Threads nicht los, nämlich die zu schnelle Entwöhnung von der Milch bei den Kälbern. Dass die Milch rationiert werden muß, schon klar, aber ob man dem Tier was Gutes tut, wenn man dessen Entwicklung fast mit Gewalt "beschleunigt" ich weiß nicht so recht.......obwohl das auch mit der Rasse zu tun hat. Aber schaut euch doch mal bei den wild lebenden Wiederkäuern um: ein 6 wöchiges Rehkitz hat ohne Muttermilch keine Chance. Und da wirds wohl auch Parallelen geben.....selber hatten wir noch keine, aber in unserer Nachbarschaft hat eine frisch ausgelasene Tierärztin eine solche festgestellt, die Kuh wurde an der Vet erfolgreich operiert, und wenn mich nicht alles täuscht, ist die noch sehr lebendig.......man meint dass man die Pansenbakterien nur mit höchster Nährstoffkonzentration versorgen braucht, aber schaut mal einer Kuh auf einer jungen Wiese zu: wenn die einen alten Halm wo erwischt, dann nimmt die den dazu, und auch schon Strohhäksel als Einstreu wurde gern angenommen, wenn es nicht zum Ausgleich Heu gibt.....besser etwas Rohfaserreicher als umgekehrt...
Mfg, helmar

  15-12-2007 00:01  Gourmet
Labmagenverlagerung
@kuhmechaniker

Ich habe auch schon öfters darüber nachgedacht, warum wir mit unserer Ausbildung uns nicht besser verkaufen. Vielleicht sind wir zu bescheiden, könnte sein, dass uns dies auch in den vergangenen Jahrhunderten anerzogen wurde. Selbständig denkenden Menschen die das auch laut sagen, waren in den mitteleuropäischen Kirchenstaaten und Monarchien vermutlich nicht sehr gefragt.

Mir fällt der Unterschied besonders auf, wenn ich Vorträge von Amerikanern höre, auch im landwirtschaftlichen Bereich. Die kochen auch nur mit Wasser, schaffen es aber, das Wissen so zu präsentieren, als hätte die ganze Welt darauf gewartet.

  15-12-2007 13:01  frederic
Labmagenverlagerung
Hallo zusammen!

Endlich wieder mal eine interessante Diskussion!

Wir hatten auch vor Jahren einmal ein li. Labmagenverlagerung und hatten diesen erfolgreich operieren lassen. Die Kuh steht noch heute am Betrieb.

Zu den Ursachen kann ich obigen Beträgen nur zustimmen, möchte jedoch noch hinzufügen, das die Häufigkeit der LMV in den letzten Jahren stark zugenommen hat.
Mitverantwortlich für dieses Problem ist sicher der Futtermischwagen mit Voll-TMR, der den Kühen doch sehr bombiges Futter vorlegt.
Dieses mit viel Kraftfutter vermischte Futter hat in den Verdauuungsorganen eine ganz andere Wirkung als kraftfutterarme Mischungen. Der Verdauungsbrei fängt in den Mägen viel mehr zu gasen an - und wer schon mal bei einer LMV -OP dabei war, der weiß welche Rolle das Gas bei der Verlagerung spielt.
Meiner Meinung nach gibt es ein Hauptübel, zuviel Kraftfutter, daß zu vermeiden gilt: also weniger Kraftfutter!!!

1. Langsameres Anfüttern zum Kalben hin!
2. Kraftfutter mit 8 -10 kg begrenzen!
3. Kühe gut beobachten - besonders bei Kraftfütterstationen (verhältnis GF:KF)

Ich bin mir sicher, daß weltweit mehr Kühe wegen Pansenübersäuerung ( und der indirekten Folgen) die Ställe verlassen, als durch Energieunterversorgung!!!!

LG frederic

  15-12-2007 13:25  cowkeeper
Labmagenverlagerung
Hallo,

Ich habe erst kürzlich zufällig auf einer HP eines Tierarztes etwas gelesen über die OP eines Labmagens mit Endoskop. Wird das bei linkem oder rechtem LMV eingesetzt.
Beim rechten kann ich nicht wirklich Vorteile sehen, da dieser mit dem "Toggeln" ohnehin leicht und invasionsfrei behandelt werden kann, bleiben nur zwei Einstiche übrig und auch keine Antibiotikabehandlung.
Bei einem rechten LM kann ichs mir nicht richtig vorstellen(wer das schon mal gesehen hat, da wird rechts aufgeschnitten, der Labmagen händisch ausgedreht, abgegast, und an der richtigen Stelle wieder angenäht, vereinfacht gesagt).
Vielleicht hat ja schon mal wer so was gesehen.
Zur Häufigkeit von LMV`s: Hängt auch sehr stark vom Stall, Stress, Überbelegung ab, wir haben so ca 1 im Jahr bei 40 Kühen,9500 Leistung ( ist zu viel weiß ich schon), aber auch schon 35 Jahre alter Laufstall, etwas überbelegt, etc. Und interessanter weise kommen sie meistens zu Arbeitsspitzen. Warum wohl ??
Also, Tierbeobachtung ist das um und auf !! (*michselberandernasenehme*)

lg
cowkeeper



  15-12-2007 19:46  Flanton
Labmagenverlagerung
Hallo,
wir hatten eine Kuh, die nicht ordentlich gefressen hat nach dem Kalben. Wir hatten diesmal einen anderen TA am Hof als sonst. Normal hätte unser TA mit dem Combur9 Test Ketonkörper festgestellt und dann eine Infusion mit Glucose und Leberschutz gegeben und nach 95€ wäre er wieder gefahren.
Der andere TA hat die Kuh mit Fingerschnippen auf der Bauchdecke abgehört und einen linksverlagerten Labmagen diagnostiziert. Der Labmagen war links knapp über dem Euter, aber noch nicht ganz vorne oben. Er wollte operieren. Da er als begeisterter Labmagenoperateur bekannt ist habe ich abgelehnt. Er zeigte mir wie ich mit meinem Stetoskop den Labmagen hören kann und das habe ich dann 2 Wochen täglich beobachtet. Wenn er sich weiter verlagert hätte, hätte ich ohne weiteres operieren lassen. Er hat die Kuh gedrencht und alles ist ohne OP gegangen. 250 € erspart.
Zum Beitrag 50 HF-Kühe und noch nie Labmagen:
Nach meiner ersten Erfahrung traue ich mir nicht mehr sagen, keine Labmagenverlagerung gehabt zu haben. Ich denke dass schon mehrere "Ketosen" andere Ursachen hatten.







  16-12-2007 12:49  cowkeeper
Labmagenverlagerung
Hallo

Allerdings ist das relativ gefährlich, einen so "pendelnden Labmagen" nicht zu behandeln. Ich hatte die Erfahrung, dass man die Kuh dann so 2 Wochen beobachtet, sie wird nicht wirklich 100% fit,.... und hat dann eines Tages plötzlich einen "linken Labmagen".
Die Behandlung ist dann um einiges aufwändiger als beim rechten.
Was wirklich hilft ist nur die Vorbeuge, wenn der LM mal da ist gehört er auch wirklich behandelt, auch wenn der TA ein bissl "überfleissig" wirkt.


lg
cowkeeper



  17-12-2007 09:28  vidoursprung
Labmagenverlagerung
Ich hab mir such schon öfters gedacht das eine Labmagenverlagerung vorliegt und hab meine 2 Tierärzte immer drauf angesprochen, war aber anscheinend wirklich noch nie der fall.
Stichwort Fütterung in der Trockenstehzeit: Rohfaser und Struktur! Wir hatten früher einige Probleme mit Milchfieber, festliegen usw.
Seitdem wir die Trockensteher separat halten und mit einer eingenen Ration füttern (+Phosphor- Mineralfutter) hat sich die Situation ungemein verbessert. Vielleicht wirkt sich das auch vorbeugend positiv gegenüber der Labmagenverlagerung aus.



  17-12-2007 23:09  cowkeeper
Labmagenverlagerung
Natürlich !!
Alles was man in der Trockenstehzeit besser macht, wirkt sich auf die Frühlaktation positiv aus. Man kann fast nicht aufzählen auf was alles.
Ketose (duch hohe Futteraufnahme vorzubeugen)
LMV (in Folge)
Gebärmutterentzündung (auch in Folge Energiemangel, Ketose, schwache Abwehrkräfte)
Nachgeburtsverhaltung (hängt mit Rohfaserversorgung in TS-Zeit zusammen, Stressbedingt)
Fettleber (auch in Folge Ketose)
Natürlich Milchleistung
in Folge sämtliche Fruchtbarkeistparameter
etc.
etc.





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